Vom 14. bis 15. Dezember 2022 fand im Palais Claudiana (Herzog-Friedrich-Straße 3, 6020 Innsbruck) die internationale zweisprachige Tagung Speaking in Spite of All: German-Jewish Thought and Its Afterlife / Sprechen trotz allem: Deutsch-jüdisches Denken und sein Fortleben statt. Sie brachte renommierte Forscher:innen aus dem In- und Ausland nach Innsbruck, um im Rahmen von einer Buchpräsentation, zwei Keynote-Vorträgen und drei Panels dem Denken von Autor:innen wie Franz Kafka, Walter Benjamin, Gershom Scholem, Theodor W. Adorno, Hannah Arendt, Paul Celan und Ilse Aichinger nachzuspüren, deren Bezug zur jüdischen Tradition zu klären sowie die vielgestaltige Rezeption zu diskutieren, die sie bis heute erfahren. Thematisch stand dabei der Zusammenbruch des Vertrauens in die Sprache angesichts der schockhaften Erfahrungen des 20. Jahrhunderts – allen voran der Shoah – im Zentrum. Dieses gemeinhin unter dem Schlagwort der Sprachkrise verhandelte Phänomen wurde im deutsch-jüdischen Diskurs in der Tat breit und aus verschiedenen Perspektiven reflektiert. Davon ausgehend wurden auf der Tagung Fragen wie die folgenden erörtert: Wie wurde und wird die Sprachkrise in der künstlerischen, literarischen und filmischen Auseinandersetzung diskutiert und wo wird sie sichtbar? Was bedeutet Zeug:innenschaft angesichts der Dringlichkeit, Unsagbares zu sagen? Wie steht es unter der Prämisse des Bilderverbots um die Möglichkeit, Utopisches zu denken? Organisiert wurde die Tagung von Stephanie Graf, Michaela Bstieler und Florian Pistrol (allesamt Universität Innsbruck); unterstützt wurde sie von der Österreichischen Forschungsgemeinschaft, dem FWF-Projekt Membership Metaphors as „Doorkeepers“ (P 33780), dem Vizerektorat für Forschung der Universität Innsbruck, dem International Relations Office der Universität Innsbruck und dem Austria–Israel Academic Network Innsbruck. Nach Grußworten von Dirk Rupnow (Dekan der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Innsbruck), Andreas Oberprantacher (Universität Innsbruck, Leiter des FWF-Projekts Membership Metaphors as „Doorkeepers“) und Stephanie Graf machte den Auftakt am Abend des ersten, gut besuchten Tages die Präsentation von Vivian Liskas (Universiteit Antwerpen) jüngstem Buch Prekäres Erbe. Deutsch-jüdisches Denken und sein Fortleben (Wallstein-Verlag 2021). Dabei griffen Chiara Caradonna (The Hebrew University of Jerusalem) und Birgit Erdle (Technische Universität Berlin) unterschiedliche Aspekte des Buches auf und dachten sie weiter, um so in die Diskussion mit der Autorin überzuleiten. Der zweite Tag wurde durch einen Keynote-Vortrag von Vivian Liska eröffnet (Response: Michaela Bstieler) und einen Online-Keynote-Vortrag von Robert Kaufman (University of California, Berkeley; Response: Stephanie Graf) geschlossen. Dazwischen fanden drei Panels mit Beiträgen von Benjamin Balint (Van Leer Institute Jerusalem), Chiara Caradonna, Eli Schonfeld (Shalem College Jerusalem), Laurin Mackowitz (Universität Graz) und Birgit Erdle statt. Den Abschluss der Tagung bildete ein gemeinsames Abendessen im Restaurant Olive Die Organisator:innen erwägen, die Beiträge der Tagung nun einem breiteren Publikum über eine Schwerpunkt-Ausgabe eines philosophischen Journals zugänglich zu machen.
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